Buschfahrt

Mit unserem neuen Gefährt schlossen wir schnell Freundschaft. Wir folgten den kilometerlangen und schnurgeraden Straßen durch Wälder und Steppen rund 3000 km gen Süden. Es wurde einsam auf den Straßen. So einsam, dass man vor Freude einen Luftsprung bei entgegenkommenden Autos machen wollte. Tankstellen wurden zur absoluten Seltenheit. Hunderte Kilometer gab es einfach mal nichts außer Wälder und ewig weite Graslandschaften. 


Sich auf der Straße links zu halten, stellte übrigens für uns kein größeres Problem dar. Schwieriger wurde es dann schon bei der Bedienung des Blinkers. Der ist nämlich auch seitenverkehrt angebracht. So passierte es des öfteren, dass wir bei strahlenden Sonnenschein beim Abbiegen den Scheibenwischer anstatt des Blinkers betätigten. Somit gaben wir uns natürlich sofort als Touristen erkenntlich. :)

Touristen trafen wir nach der Abfahrt aus Cairns keine mehr. Trotzdem waren die unzähligen kostenlosen und kostenpflichtigen Campingplätze gut besucht und zwar von den Australiern selbst. Fast alle von ihnen wollen den Herbst und Winter im warmen Norden der Insel verbringen. Die Lieblingsfrage der Australier uns gegenüber lautete: "How long have you been on the road?" Äh? "10 Days" Und auf diese 10 Tage waren wir natürlich schon richtig stolz. Darüber konnten die Australier natürlich nur müde schmunzeln. Sie alle waren schon mehrere Monate unterwegs und viele von ihnen haben geplant bis zu 12 Monate durch das Land zu reisen. Jung waren sie alle von ihnen nicht mehr. Der älteste von ihnen war Richard. Er ist 85 Jahre alt und bewegt seinen Wohnwagen täglich bis zu 200 km auf Australiens Straßen. Oder besser gesagt, der Wohnwagen bewegt ihn, da er selbst nicht mehr so gut zu Fuss ist. So ganz wissen wir ja nicht, was wir davon halten sollen aber er genießt zumindest sein Leben und darauf kommt es ja schließlich auch an. Wir genießen ebenfalls die Gastfreundschaft und Offenheit der Australier. Wo wir auch sind: wir werden in Gespräche verwickelt, damit sie uns "Fremde" näher kennenlernen können. Wir werden am Abend zum Tee in ein Wohnmobil eingeladen oder bekommen Obst geschenkt. Andere erzählen uns von ihrem Leben in Australien, zeigen uns Photoalben und sind stolz auf ihr bisher gelebtes Leben. Aber man versucht uns auch immer wieder vor den wilden und gefährlichen Tieren im Busch zu warnen.

Doch auf der gesamten Reise durch Australien sind wir keinen giftigen Schlangen oder riesigen behaarten Spinnen begegnet. Aber ihr fragt euch sicher, was mit den anderen Symboltieren Australiens, wie dem Känguru oder dem Koalabär, ist.

Seitdem wir mit dem Mietwagen unterwegs sind, haben wir viele Kängurus gesehen. Sehr viele sogar. Doch leider lagen sie allesamt tot am Straßenrand. Die Einheimischen klärten uns schnell auf: Kängurus sind von der Dämmerung bis zum Sonnenaufgang aktiv und lieben frisches Gras. 


So wählten wir unsere nächtlichen Stellplätze ab sofort nach Frischgrad des Rasens aus und wurden schnell belohnt: kleine und riesig große Kängurus so weit das Auge reicht. Vorausgesetzt jedoch, dass man früh genug aufwacht und einen vorsichtigen Blick aus dem Sleeper-Van wirft. Doch das mit dem früh aufwachen war kein Problem, wenn um 18:00 Uhr die Sonne untergegangen ist und wir es uns spätestens dann im Auto gemütlich machen mussten.

Ach ja, und wegen des Bildes links neben dem Text auf sich hat. Ja... das sind die nervigsten Fliegen überhaupt. Sie umzingeln einen in Scharren und folgen einen auf Schritt und Tritt. Sie lieben vor allem Gesichter und alle dort befindlichen Öffnungen. Auch hier klären uns die Australier auf: der Lieblingsgruß zur Begrüßung und zur Verabschiedung der Australier sei das typische "australische Winken", d.h. das Wegwedeln der Fliegen vor dem Gesicht.... Das haben wir natürlich schnell drauf. :)

Und so verabschieden auch wir uns auch jetzt mit dem australischen Fliegengruß! 

Nach über 3000 km australischen Busch gaben wir unseren leibgewonnen Sleeper Van wehmütig bei der Mietwagenfirma wieder ab. Es waren 10 Tage voller Spannung und Abenteuer. Ganz nach unserem Geschmack. Ein Leben "On the road" konnten wir uns vorher nicht so richtig vorstellen, doch jetzt umso mehr. Wir freuen uns schon auf den nächsten Roadtrip. :)


Stell- und Campingplätze in Australien und Neuseeland: App CamperMate