Kratie: Delfine im Mekong

Mit dem Bus ging es heute ins 250 km entfernte Kratie. Mit uns fuhren nur 2 weitere Touristen. Ansonsten waren im Bus nur Einheimische. Unser Busfahrer fuhr, wie alle Busfahrer hier in Kambodscha, natürlich barfuss. Was bei uns in Europa per Gesetz geregelt und/oder verboten ist, ist in Kambodscha Alltag:


Kinder dürfen Motorrad fahren, Anschnallen nicht erwünscht beziehungsweise gar nicht möglich, Fahrzeuge benötigen kein Nummernschild, auf Motorrädern darf alles und in unbegrenzter Menge transportiert werden -gerne mal ein paar tote Schweine,  ein paar Stangen voll mit aufgehängten toten Hühnern oder einfach mal 3 große Gasflaschen.

Die Fahrt im Bus gestaltete sich mal wieder etwas langwierig. Wir brauchten ganze 8 Stunden für die 250 km. Das ist unser Rekord in Sachen Busfahren im Schneckentempo. :)

Zumindest haben wir 2 Pausen eingelegt und konnten mal wieder nicht schlecht staunen, was die Kambodschaner so alles leckeres essen: das das Fleisch hier nicht immer Schwein-, Rind- oder Hühnerfleisch ist, ist uns schon länger aufgefallen. Aber das sie anscheinend auch gerne gebratene Maden, Heuschrecken und sogar große haarige Spinnen mögen, war uns noch nicht bekannt.  Das ist für uns schon ein bisschen befremdlich. Aber zum Glück müssen wir das ja nicht alles essen. :)

Dass auch Kambodscha ein Müllproblem hat, ist leider auch nicht zu übersehen. Wir können verstehen, dass es in den Restaurants ein bisschen unordentlich aussieht. Wegen der Hitze und der Moskitos hängen überall Ventilatoren und die Servietten und vieles andere fliegt dann gerne durch die Luft. Aber das die Kambodschaner wirklich bewusst ihre Plastikabfälle aus dem Bus oder dem Auto werfen beziehungsweise sie ihren Müll einfach fallen lassen, können wir absolut nicht nachvollziehen. Wir wissen zwar, dass es selbst in Deutschland (zumindest in Ungarn) vor 20 oder 30 Jahren nicht anders war. Trotzdem können wir es nicht verstehen. Berit bekommt selbst von Tamas schon einen auf den Deckel, wenn sie nur ihren Kaugummi ins Gebüsch wirft. 

Am späten Nachmittag kamen wir in der Kleinstadt oder besser gesagt in dem Dorf Kratie an. Bekannt ist das Dorf nur wegen der Delfine, die seit Jahrzehnten in der Nähe des Dorfes leben. Es sind die letzten noch lebenden ca. 80 Süßwasserdelfine im Mekong. Unsere Unterkunft war schnell gefunden. Ein Zimmer in einem traditionellen Holzhaus. Es war klein, dunkel und vor allem heiß. Tamas Wetteranzeige sagte 39 Grad. So fühlten wir uns auch. Am Abend wurde es im Zimmer leider auch nicht kühler. Irgendwie schien das Holz die Wärme extrem zu speichern. Jedenfalls war für Berit nicht an Schlaf zu denken, obwohl wir am nächsten Morgen schon um 05:15 Uhr aufstehen wollten. Erst gegen 3 Uhr in der Nacht, war es möglich ohne zu schwitzen einfach nur im Bett liegen zu können. 

Um 06:15 Uhr starteten wir unseren Ausflug mit einem TukTuk zu den Delfinen. Ohne das uns das Hotel bescheid gab, gesellte sich um 06:15 Uhr ein anderes Pärchen zu uns. Cátia und Tiago aus Portugal. Also ab zum Mekong und hoffen, dass die Delfine schon wach sind. 

Bei der Bootsanlegestelle völlige Ruhe. Wir waren die einzigen, die sich so früh auf den Weg machten. Wobei es auch daran liegt, dass kaum jemand weiß, dass es hier Delfine gibt und das somit ein richtiger Geheimtipp ist und hoffentlich auch so bleiben wird. :)


Nur mit einem Ruder schipperten wir ganz sacht über den Mekong. Schon kurz nach dem Ablegen pustete es immer wieder neben uns: um uns herum tauchten große und kleine Delfine auf. Mal vorne, mal auf der rechten Seite, mal auf der linken Seite, mal einzeln, mal zwei nebeneinander. Wir konnten es kaum glauben. So viele Delfine in völliger Freiheit. Wie ihre Haut in der Morgensonnen glänzte. Unser Bootsfahrer legte sich zwischendurch auch immer wieder hin und genoß ebenfalls die Ruhe und Geborgenheit auf dem Boot. Auch er freute sich sehr über die vielen kleinen und großen Delfine. 


Aber das ist ein anderes Thema. Nach der kleinen Stärkung fahren wir weiter zu einem kleinen Aussichtspunkt und schwitzen morgens um 8:30 Uhr in der Morgensonne beim Treppensteigen.  

Auf der Rückfahrt hielten wir an einem Dorf namens "Sticky Rice Village" an. Dort stehen die Frauen um 01:00 Uhr nachts auf und fangen an, Klebreis mit Bohnen in einem Bambusrohr zu kochen. Die gefüllten Bambusstangen werden dann in der Früh am Straßenrand frisch verkauft. Auch wir genießen eine solche gefüllte Bambusstange. Es schmeckt wie alles hier in Kambodscha: "ganz okay". Nichts schmeckt hier richtig gut, nichts schmeckt schlecht. Irgendwie fehlen hier an den Gerichten die Gewürze. 


Wir sind froh, dass wir Cátia und Tiago kennenlernen durften. Auch für sie war der Anfang der Reise mit vielen Höhen und Tiefen verbunden und das Aufgeben des "alten Lebens" doch schwieriger als gedacht war. Die vielen Entscheidungen die getroffen werden mussten und vor allem das Aufgeben von dem, was einem bisher immer Schutz und Sicherheit gab aber was man eigentlich nicht mehr wollte. Zeit für sich haben, den Geist und den Körper mit neuen und unbekannten Erfahrungen, Erlebnissen und Wissen füllen. Auch jetzt teilen wir gleiche Gefühle: kein Zuhause zu haben ist manchmal ein eigenartiges Gefühl. Keine Gespür dafür zu haben, was nach der Reise sein wird, ebenfalls. Doch wir sind alle an den Entscheidungen und der Reise gewachsen. Wissen mehr über uns als vorher und vor allem: wir beginnen langsam die Welt und unser Leben mit anderen Augen zu sehen. Jeder Tag ist eine kleine Herausforderung und wir versuchen davon abzulassen an gestern oder morgen zu denken. Was für uns jedoch gar nicht so einfach ist. 

Nach unserem kleinen Ausflug ging es heute auch schon wieder zurück nach Phnom Penh. Wir hatten zwar geplant zwei Nächte hier zu bleiben, aber da es heute wieder 40 Grad heiß werden sollte, versuchten wir noch unser Busticket auf den heutigen Tag umzubuchen. Berit hatte keine Lust auf eine zweite Saunanacht. Leider war so kurzfristig nur noch ein Platz in der letzten Reihe des Minivans drin. Somit flogen wir 4 Stunden lang über Stock und Stein und unsere Köpfe hingen des öfteren an der Decke des Autos. Unser Sitznachbar hielt eine Tüte bereit. Wir fühlten uns nach der Fahrt als wären wir 4 Stunden land Achterbahn gefahren. 


Weiterführende Links:

www.savethemekong.org/category/actions/



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