Siem Reap: Mafia am Tonle Sap See

Heute wollten wir zum größten See Kambodschas fahren, dem Tonle Sap und die  vielen schwimmende Dörfer sehen. Tamas meinte beim Einsteigen in das TukTuk, dass die Bewertungen im Internet nicht so gut wären. So ganz wollten wir das aber auch irgendwie nicht glauben. Der Weg dorthin entlang von ärmlichen Hütten, kleinen Verkaufsständen, Reisfeldern und einem großen Lotusblumenfeld war jedenfalls sehr interessant. So schlimm kann es doch gar nicht sein, sagten wir uns.

 

Das erste Dorf auf Stelzen kam in Sicht. Alles schien arm, verdreckt und vermüllt. Nachdem wir dieses hinter uns gelassen hatten, hielt unser TukTuk Fahrer San kurze Zeit später an einem staubigen Ort im Nichts. Nur ein Ticketshop, ein Souvenirshop und der Bootsanleger mit den gestrandeten Touristen waren hier zu finden. San stellte sein TukTuk in den Schatten und ließ uns aussteigen mit seinen berühmt diplomatischen Worten: "I don´t know the price." Was soll das denn nun schon wieder heißen?

Am Ticketschalter ließ man uns wissen, dass eine Bootstour für jeden von uns 20$ kosten solle. Das erschien uns recht viel in Anbetracht des trüben Rinnsals, der dort floß und der klapprigen Boote am Anleger. Teils legten die Boote nur mit einem Passagier ab. Irgendwie erschien uns das alles ziemlich suspekt. Wir waren schon fast am Umkehren, als uns Janis aus Australien ansprach. Sie sollte gar 35$ zahlen. Das machte die Sache noch suspekter! Nach kurzem Hin und Her versuchten wir zu handeln, doch die Verkäufer blieben hart. Letztlich hatte wohl unser Fahrer mit uns Mitleid, ging zum Ticketstand und nach nur einem Satz hieß es „Ok, 15 $ per person“.


So blieb uns gar nichts anderes übrig, als doch die Tour anzutreten. Beim der Ticketkontrolle fiel Berit sofort auf, dass eine Frau von ihr bzw. uns unauffällig und blitzschnell Fotos gemacht hat und regte sich das erste Mal so richtig auf. Da Tamas und ich es nicht gesehen hatten, schenkten wir dem Ganzen keine große Beachtung. Nach etwa 20 minütiger Fahrt auf dem Flußarm (braune Brühe), erreichten wir das schwimmende Dorf Khong Klaeng. Hier erklärte uns der Bootsführer, dass wir in ein kleineres Boot umsteigen müssten, wenn wir auch zwischen den Häusern umherfahren wollten. Dies sollte natürlich extra kosten! Wir lehnten dankend ab. 

Kurz darauf hielten wir an einem Charity-Shop, wo man uns zu verstehen gab, dass wir für 50$ einen 50 kg Sack Reis kaufen könnten. Natürlich nur sofern wir ein gutes Herz hätten… Für die armen Kinder in der Schule gegenüber… Eine Tüte Lollis für 5$ hätten wir auch erstehen können. Wieviel Kinder müssen dort zur Schule gehen, wenn jeder Tourist 50 kg Reis kauft? Gibt es auch Gemüse? Warum brauchen die Kinder Lollis? Wir hatten an diesem Tag wohl kein großes Herz und die Schule wollten wir auch nicht sehen. Warum sollen wir die Kinder beim Lernen stören und von ihnen Fotos machen wollen? So blieb unserem Bootsführer nichts anderes übrig als zum nächsten "Highlight" zu fahren. Die Krokodilsfarm!


Diese entpuppte sich als Restaurant mit Verkaufsstand. Ein paar Krokodile vegetierten in einem Loch vor sich dahin. Die entsprechenden Portemonnaies und Handtaschen konnte man direkt daneben erstehen. Und wer die Krokodilsfarm besichtigt hat, möge doch bitte auch etwas im Restaurant kaufen! Wir waren entsetzt. Man konnte nur noch auf das Ende der Tour hoffen. Einsilbig fuhr uns der Bootsführer zurück. Der krönende Abschluß erwartete uns am Ende der Tour. Am Ausgang hielt man uns billige Holzteller unter die Nase, die mit „unseren dummen Gesichtern“ beklebt waren. Und dafür sollten wir jetzt 5 $ bezahlen! Was für eine Frechheit. Jetzt wussten wir, warum man uns heimlich am Eingang fotografiert hatte…

Auf dem Rückweg in die Stadt hielten wir am Lotusblumenfeld, probierten Lotusblumensamen und Zuckerrohr. Durch das Feld wurden wir von einem kleinen Jungen begleitet, dem wohl langweilig war und der an uns Gefallen zu finden schien. Er pflückte immer wieder Lotusblumen vom Feld, zerpflückte sie und freute sich dann, wenn er uns damit bewerfen konnte. Am besten fand er jedoch Berits Handy. Den Touchscreen hatte auch er sofort kapiert. In einer der Strohhütten, die dort am Rand standen, hingen zwei Hängematten. In einem Teppich war ein Erfrischungsgetränk eingerollt (zumindest die leere Dose) und so machten wir es uns erstmal gemütlich. Schließlich hatten wir schon all die Tage von einer Pause in einer der vielen Hängematten geträumt, die man in Kambodscha überall am Straßenrand hängen sieht. Das war so richtig entspannend und für uns Luxus pur! 


Den Nachmittag verbrachten wir am Hotelpool und lasen immer wieder die Bewertungen von anderen Touristen zum Tonle Sap See durch und konnten es immer noch nicht fassen. Aber hätten wir die Tour nicht gemacht, hätten wir doch gar nicht so viel zu erzählen gehabt! 

Aber denkt daran: Fahrt bitte niemals zum Tonle Sap und macht dort eine Bootstour mit dieser Mafiosibande!! :-)

 

Viele Grüße, Katja!

 


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