Hanoi: Cháo Vietnam

Ein Visum für die Einreise nach Vietnam war für Berit nicht notwendig. Bürger westeuropäischer Länder wie z.B. Deutschland, England, Frankreich, Spanien oder Italien können sich 15 Tage visumfrei in Vietnam aufhalten.  Für Tamas als ungarischer Staatsbürger gilt dies leider nicht. Er musste vor der Einreise ein Visum beantragen. Das war aber auch kein Problem. Die vietnamesische Botschaft in Bangkok war schnell gefunden und ein Visumantrag schnell gestellt. Innerhalb eines Tages hielt Tamas sein Expressvisum für umgerechnet 70€ in den Händen. Nicht wirklich ein Schnäppchen. Vor allem wenn man weiß, dass man bei der vietnamesischen Botschaft in Kambodscha das gleiche Visum für 30€ bekommen hätte. Doch nach Kambodscha soll es erst Ende Februar gehen, wenn Berits Schwester Katja zu Besuch kommt. Bis dahin wollten wir jedoch die Zeit nicht tatenlos verstreichen lassen. 

In Bangkok beziehungsweise Thailand hielt uns gerade nichts mehr auf. Wir waren schon ein bisschen gelangweilt von der riesigen Stadt Bangkok und den Menschen, die im wahrsten Sinne des Wortes fast alle nur eine schön anzusehende und freundliche Maske trugen. Ein freundliches Gesicht gehört hier anscheinend zur Grundausstattung. Das richtige Leben in Thailand unter den Menschen ist oftmals geprägt von Ein- und Unterordnung, Gehorsam und Leistungswillen. In Firmen gilt ein strenges hierarchisches Beziehungssystem. Konstruktive Kritik seitens der Mitarbeiter oder Eigeninitiative sind ungern gesehen. Problemen wird durch Nachgeben oder Resignation aus dem Weg gegangen. Direkten Konfrontationen oder Diskussionen versucht man zu vermeiden. Niemand möchte hier "sein Gesicht" verlieren. Alles ist mehr Schein als Sein. Als Urlaubsziel ist Thailand ein wunderschönes, interessantes und abwechslungreiches Land. Zum richtigen Leben bzw. Arbeiten ist es für Europäer wahrscheinlich etwas gewöhnungsbedürftig und nicht einfach. Also raus aus dem wunderschönen Thailand und ab nach Vietnam. 13 Tage haben wir Zeit für das Abenteuer. 

Mit dem Flugzeug ging es von Bangkok in den Norden des Landes in Vietnams Hauptstadt Hanoi. Sie ist die zweitgrößte Stadt Vietnams und gehört zu den ältesten noch bestehenden Hauptstätten Asiens. Die Stadt bietet Abwechslung pur. Große moderne Straßen und Brücken in den Außenbezirken, kleine verwinkelte Gassen und Häuser im alten französischen Kolonialstil in der Altstadt. Die Straßen sind voll mit Autos und vor allem mit Motorrädern. Gefahren wird überall, wo Platz ist. Es ist ein gefährliches Unterfangen auf den Straßen Hanois. Für einen Ausflug zu Fuß braucht man starke Nerven. Fußwege gibt es zwar, doch diese sind vollgestellt mit Motorrädern oder kleinen Garküchen an denen ältere vietnamesische Hausfrauen den Kochlöffel schwingen. Gelaufen wird zwischen hupenden Autos, Unmassen an Motorrädern und Fahrradrikschas. Kein leichtes Unterfangen. Immer wieder wird man auch von Straßenverkäufern angehalten. Wenn man nicht aufpasst, hält man plötzlich vietnamesische Backwaren oder Ansichtskarten in den Händen. Es kann auch passieren, dass einem plötzlich an einer Straßenecke, die eben noch neu gewesenen Schuhe  von einem Schuster geklebt werden. Hanoi ist für uns etwas ganz neues. Ein bisschen chaotisch wie in Kathmandu, doch auf der anderen Seite viel bunter und lebendiger. Abends scheint die Stadt zum zweiten Mal am Tage zum Leben zu erwachen. Bunte Nachtmärkte, dampfende Garküchen und bunte Lampions bestimmen das Stadtbild. An vielen Straßenlaternen weht die Nationalflagge Vietnams. Oftmals zu sehen auch eine Flagge mit sozialistischen Hammer und Sichel. Neben dem geordneten Chaos ist die Stadt erstaunlich sauber und aufgeräumt. 



Überall gibt es kleine Cafés, Restaurants und Straßenverkaufsstände. Luftige französische Baguettes werden einem an jeder Straßenecke angeboten. Eine schöne Abwechslung auf unserem bisherigen Speiseplan. Die vietnamesische Küche ist sehr vielfältig und vor allem frisch. Zu fast allen Gerichten gibt es einen Korb mit frischem Salat und verschiedenen Kräutern, die man dann geschickt mit den Reisnudeln, Gemüse, Fleisch oder Frühlingsrollen vermischt und mit Essstäbchen in einem Happen zu sich nimmt. Zu einem der Lieblingsgerichte der Vietnamesen gehört Mi Quang. Es besteht aus frischem Salat, vielen Kräutern, gekochten Reisnudeln, etwas Gemüse oder Fleisch, Bambussprossen, Wachteleiern, Reismehl-Crepes sowie kleingeschnittenen Schnittlauch und zerhakten Erdnüssen. 

 

Ansonsten trinken die Vietnamesen gerne grünen Tee und Kaffee. Letzteren in einem kleinen Glas, schwarz und dickflüssig. Gesüßt wird er mit einer Schicht dickflüssiger Kondensmilch. Getrunken wird er dann heiß oder kalt mit Eiswürfeln beziehungsweise mit oder ohne Milchschaum. Uns schmecken die frisch gepressten Säfte wie Ananas-, Passionsfrucht- oder Wassermelonensäfte am besten. 

 

 

Richtig lecker sind hier auch die Frühlingsrollen. Diese haben jedoch nichts mit den in Deutschland verkauften fettigen Frühlingsrollen zu tun. Frisches Gemüse und Kräuter werden kleingeschnitten und in nasse "Reisblätter" aufgerollt. Diese Rollen isst man dann entweder roh oder in der Pfanne kurz angebraten. Sehr frisch und leicht zu genießen. 

 



Die vietnamesische Währung wird übrigens in Dong angegeben. Richtiges Hartgeld gibt es hier nicht. Nur Scheine. 1€ entspricht 23 964,78 Dong. Kauft man hier zum Beispiel einen kegelförmigen Reishut (auch Kegelhut genannt), ist man gleich mal knapp 47 000 Dong los. Auf dem Bild hält Berit 4,5 Millionen Dong in den Händen. Das sind umgerechnet gerade mal 170€. Hier macht Einkaufen und bezahlen also richtig Spaß. :)

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