Mandalay: Mingalaba Myanmar!

Um 11:10 Uhr startete das Flugzeug von Bangkok nach Mandalay. Berit hatte einen Fensterplatz direkt am Notausgang und wurde von einer Stewardess noch vor dem Start höflich darauf hingewiesen, dass sie sich mit dem Öffnen des Notausgangs vertraut machen soll. Die weiteren Plätze in unserer Reihe sowie in der Reihe vor uns blieben frei. Es wunderte uns ein bisschen, da der Flug ansonsten ausgebucht war. Auch bemerkten wir erst nach dem Start, dass wir auf Premiumplätzen (Sitze mit roten Kappen) saßen. Warum wissen wir nicht. Wir haben ein ganz normales Ticket gebucht und haben nicht besonders früh oder besonders spät eingecheckt. Oder kommt hier einfach unsere Vertrauenswürdigkeit wieder zum Vorschein? ;-)

Der Flug war zum Glück relativ ruhig. Doch der Pilot schien einen ausgesprochen fröhlichen Tag gehabt zu haben, da er immer wieder so scharfe Kurven flog, dass er das Flugzeug fast zum Kippen brachte. Auch hatte er anscheinend großen Spaß daran, dass Flugzeug innerhalb von 5 Minuten vom Himmel zu holen, um dann mit einer harten Vollbremsung die Bremsleistung zu testen. Der Flughafen von Mandalay wirkte auf uns gemütlich und friedlich. Angeblich von Zwangsarbeitern erbaut und im Jahre 2000 eröffnet. Aber dazu werden wir die nächsten Tage noch mehr schreiben. Auf dem kleinen Flughafengelände lief tatsächlich alles sehr ruhig und entspannt ab. Am Ausgang warteten nur eine Handvoll Menschen, die jemanden abholen wollten. Wir hatten eigentlich erwartet, dass wir am Ausgang sofort von hunderten Bus-, Taxi- und Hotelbesitzer angesprochen werden. Doch Pustekuchen. Niemand sprach uns an. Was war das für ein befreiendes Gefühl. In Ruhe überlegen, was wir als nächstes machen müssen. So holten wir erstmal vom Bankautomaten burmische Kyat ab und gingen dann zum Touristeninformationsschalter. Wie kommt man jetzt am besten in die Stadt? Was kosten Taxi und Bus? Die Dame vom Infoschalter empfahl uns den Bus zu nehmen. Davon sollte es hier am Flughafen nicht viele geben. Genau genommen gibt es nur einen Bus, der in die Stadt Mandalay fährt und uns direkt zu unserem gebuchten Hotel bringen würde. Also kauften wir das Busticket und waren von der Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit der Menschen völlig überrascht. Damit hätten wir nicht gerechnet. In einem kleinen Bus ging es in einer 45-minütigen Fahrt mit anderen Touristen und auch Einheimischen Richtung Mandalay Stadt. Die Straßen waren eher leer. Am Straßenrand grüne Palmenwälder und immer wieder goldene Stupastatuen. Mandalay selbst hat Ähnlichkeiten mit Nepal. Ein bisschen verstaubt, viele freilaufende Hunde, schmutzige Ecken. Bloß der Verkehr ist nicht so wild wie in Nepal. Hier herrscht auch wieder Rechtsverkehr, was uns nach Nepal und Thailand total verwirrt. Und dann haben sie noch das Lenkrad auf der rechten Seite?! :o 

Am meisten beeindruckten uns bis jetzt aber die Wickelröcke der Frauen und Männer namens Longyi. Männer tragen hier tatsächlich zu 95% diese Wickelröcke, die auf Höhe des Bauchnabels verknotet werden. Sie sehen alle ein bisschen so aus, als würden sie gerade aus der Dusche kommen. Ein Anblick, an den wir uns erst noch gewöhnen müssen. Trotz alledem sehen sie sehr elegant und schick aus. Uns gefällt es jedenfalls. Ein bisschen gruselig hingegen sind die "blutenden Zähne" der Männer, egal ob Jung oder Alt. Man erschrickt im ersten Moment ein bisschen, wenn man mit jemanden spricht oder jemanden sprechen sieht und dabei die kompletten Zähne und Mund blutrot aufleuchten. Jeder zweite Mann kaut hier täglich auf so genannten Betelnüssen. Dafür werden Betelnüsse mit Tabak und verschiedenen Gewürzen vermischt und in ein Betelblatt aufgerollt. Dieses stecken sich die Männer dann in die Backen und kauen stundenlang darauf herum. Da es die Speichelproduktion anregt und die Betelnüsse roten Farbstoff enthalten, findet man auch auf den Straßen überall mehr oder weniger große Blutlachen. :D

Auffallend ist auch die Gesichtsbemalung aller Frauen, Kinder und auch einzelner Männer. Thanaka nennt sich die hiesige Naturkosmetik, welche aus fein geriebener Baumrinde hergestellt wird. Die gelblich-weiße Paste dient nicht nur als Sonnenschutz sondern soll auch eine kühlende Wirkung haben. Des Weiteren verleiht sie dem Gesicht ein frisches, jugendliches Aussehen und hat einen aufhellenden und entzündungshemmenden Effekt. Die Männer und Frauen tragen diese Paste entweder auf das ganze Gesicht auf, bestreichen nur die Wangenknochen bzw. malen sich Quadrate oder große Kreise auf die Wangen. Schon alles etwas gewöhnungsbedürftig hier. ;-) 

Liegt aber vielleicht auch daran, dass Myanmar bis 2010 von der restlichen Welt mehr oder weniger abgeschottet war. 

Nachdem wir in unser Hotel eingecheckt haben, machten wir uns auf den Weg zu einem im Internet empfohlenen Restaurant. Von mehreren Leute haben wir gehört, dass wir in Myanmar nur in guten Restaurants essen sollten. Also halten wir uns daran. Wir wollen ja nicht schon wieder krank im Bett liegen. In Myanmar krank zu werden, ist wahrscheinlich nicht so das gelbe vom Ei. Wobei wir mit Durchfallerkrankungen so langsam ja Experten sind. Darauf stoßen wir in dem doch sehr europäisch angehauchten Edelrestaurant erstmal mit "Mandalay Bier" an. Prost.

Nach dem Essen gehen wir zu einem kleinen "Theater" und schauen uns dort eine Marionettenaufführung mit ca. 1/2 Meter großen Marionetten an. Es war natürlich kein richtiges Theater, sondern ein kleiner Raum mit ca. 40 Sitzplätzen. Also eher heimisch und gemütlich. Das birmanische Marionettentheater spielt in Myanmar schon seit dem 15. Jahrhundert eine wichtige Rolle und diente als Medium zur Vermittlung buddhistischer Ethik. Die Marionetten haben gesungen, getanzt und gesprochen. Begleitet von den wilden Klängen eines kleinen Orchesters mit alten traditionellen Trommeln und Flöten. Auch konnten wir den ältesten Marionettenspieler Myanmars beim Spielen seiner Marionette bestaunen. Er ist 85 Jahre alt, zahnlos und ließ es sich nach der Aufführung nicht nehmen, seinen Gästen die Hand zu schütteln und sich zu bedanken. Auf dem Motorradtaxi geht es anschließend schnurstracks zurück ins Hotel. 

Myanmar, du hast uns heute ganz schon überrascht. Wir sind gespannt, was wir noch alles über dich erfahren und lernen können. 

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