Bandipur: Zwischen Himmel und Erde?!

Gestern war es endlich soweit. Wir verlassen Kathmandu und brettern mit dem Touristenbus mit 40 km/h über den Highway von Kathmandu nach Pokhara, die zweitgrößte Stadt Nepals. Pokhara liegt ca. 200 km westlich von Kathmandu und bildet den geografischen Mittelpunkt des Landes. In Nepal kommt man tatsächlich auf den Straßen nicht schnell voran. Bis wir alleine Kathmandu hinter uns lassen konnten, verging über eine Stunde. Die Straßen waren voll mit Bussen, Autos, Motorrädern, Straßenhunden, Menschen und riesigen Schlaglöchern, soweit das Auge reicht. Die Fahrt führt entlang des Flusses Trishuli durch tiefe Bergschluchten. Wir sehen sehr viel Armut. Dass es überhaupt soviel Armut gibt und das wir nichtstuend an ihr vorbeifahren, machte uns sehr traurig. Familien, die in Zelten am Straßenrand schlafen und sich an einem Feuer aufwärmen. Menschen, die unter einfachsten Zeltplanen oder Wellblechhütten leben. Eigentlich unvorstellbar. In dem Dorf Dumre ca. 140 km von Kathmandu entfernt, steigen wir nach ca. 5 Stunden Fahrt aus. Dort können wir nicht mal unsere Rucksäcke richtig aufschnallen, schon sind wir umringt von einem Schwarm vermeintlicher Taxifahrer. Kurze Zeit später sitzen wir mit Alix aus Portland, USA in einem "Taxi" und düsen eine einspurige, sandige Straße in Serpentinen bergaufwärts nach Bandipur. Dort angekommen schmeißt uns der Taxifahrer irgendwo im Nirgendwo raus. Da standen wir also nun mit unseren Rucksäcken zwischen gackernden Hühner, schlafenden Hunden, spielenden Kindern und neugierig schauenden Nepalesen. Alix hatte zumindest schon ein Zimmer gebucht im "Bandipur Palace". Doch nach Palace sah es hier weit und breit nicht gerade aus. Wir mussten alle etwas schmunzeln. Dafür sahen wir aber die schönste Dorfidylle. Damit hätten wir jetzt alle nicht gerechnet. Wir entscheiden uns mit Alix auf kleinen Schleichwegen auf die Suche nach ihrem "Palace" zu machen, da wir zumindest eine offline Straßenkarte hatten. Am Dorfrand wurden wir fündig. Bandipur Palace hatte zumindest äußerlich annähernd Ähnlichkeiten mit einem Palace. Jedenfalls hatte man von dort eine wunderschöne Aussicht auf das Bergtal und den Hausberg Bandipurs, umringt von Palmen, Bananenbäumen und bunt blühenden Blumen. Wir entscheiden uns ebenfalls dort zu bleiben. Die Zimmer waren einfach aber zweckerfüllend. Wir gingen mit Alix am Nachmittag zusammen essen. Wir sind verzückt, von diesem kleinen Bergdörfchen. Wunderschöne alte und sehr gut erhaltene Holz- und Steinhäuser mit großen Blumenranken. In der Dorfstraße (Bazar) fühlen wir uns ein bisschen wie in einem kleinen italienischen Dorf. Autos oder Motorräder fahren in der Dorfmitte nicht. Es ist sehr gemütlich und ruhig. Sogar die Müllberge fehlen. An ein paar alten Häusern wird fleißig gearbeitet. Sie sind seit dem großen Erdbeben im Frühjahr 2015 unbewohnbar. Am späten Nachmittag wandern wir auf den Hausberg Bandipurs, genießen den Ausblick über das Mahabharat Gebirge und sehen das erste mal weit am oben am Himmel, die Bergspitzen der Annapurnegebirgskette in der Sonne blitzen. Noch nie haben wir etwas Schöneres und so friedvoll wirkendes gesehen. Überhaupt scheinen die Uhren sich hier langsamer zu drehen. Kein Gehetze, kein Gedränge. Die Menschen sitzen entspannt vor ihren kleinen Geschäften, manche arbeiten vor bzw. an ihren Häusern, andere arbeiten auf den Felden. Alle freuen sich über die fremden Besucher und begrüßen uns herzlich. Die Kinder sind am neugierigsten. Freudestrahlend rufen sie uns immer wieder ein lautes "Namaste" zu. Haben wir den Himmel in Nepal gefunden?  

ein Gekko beschlagnahmt Berits Handy
ein Gekko beschlagnahmt Berits Handy

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