Kathmandu: Abspannen im Touristenviertel

Die letzten beiden Tage haben wir genutzt um in Nepal anzukommen und uns von der doch anstrengenden Tibet Tour zu erholen. Hier weht ja ein ganz anderer Wind als in China, welchen wir aber als viel angenehmer empfinden. Berit sucht sie hier verzweifelt: die hochauflösenden Kameras (mit Richtmikrofon?) die uns in China fast verrückt werden ließen. An jeder Straßenecke mindestens in jede Richtung eine Kamera, in jeder noch so kleinen Gasse, in den Taxen (und dort nicht nur eine Kamera sondern gleich 2), die Durchleuchtungsstationen/Kontrollen im Bahnhof, U-Bahn Stationen und vor öffentlichen Plätzen. Ganz zu schweigen von den Soldaten, die in 4er oder 6er Gruppen auf öffentlichen Plätzen marschierten oder den vielen Polizisten, die mit Schutzschild und Maschinengewehr mitten in der Stadt Spalier standen. Nein, das gab uns kein Gefühl von Sicherheit. Erschien uns deswegen vielleicht alles so surreal und fremd? Auch unser Guide in Tibet wandte den Kopf das ein oder andere mal nach oben, verstummte und biss sich auf die Lippen. Wir werden wahrscheinlich noch ein bisschen brauchen, um das Gesehene und Erlebte in China/Tibet zu verarbeiten. Ob es besser wäre, wenn wir das Alles nicht so genau wüssten? Weggesehen wurde aber unserer Meinung nach schon viel zu lange. 

Über manche Dinge hinwegsehen muss man aber auch in Kathmandu. Ja, wir sind mitten im Touristenviertel gelandet. Thamel nennt sich das Stadtviertel, was darauf ausgelegt ist, die Touristen vor bzw. nach ihrer Trekkingtour bestens zu versorgen. Hier gibt es alles, was das Touristenherz höher schlagen lässt. Angefangen von den unzähligen Unterkünften, über Souveniershops, Trekkinggeschäften- und Agenturen, bis hin zu den vielen Restaurants, die den Touristengaumen verwöhnen wollen. Die Auswahl der Gerichte ist beschränkt sich dabei nicht nur auf nepalesische Gerichte. Nein. Das Angebot reicht in den Touristenrestaurants über nepalesisch, indisch, chinesisch, europäisch bis hin zu amerikanisch oder gar thailändisch zu unterirdischen Preisen. Verhungern kann man hier also schon mal nicht und unser Englisch können wir jetzt auch endlich wieder nutzen. Wobei wir Basu gestern versprochen haben, auf der morgen beginnenden Trekkingtour, nepalesisch zu lernen.

Unsere Unterkunft haben wir auf Empfehlung ausgewählt. Wir wären zwar lieber etwas außerhalb in einer privaten Unterkunft untergekommen, aber das straff durchgeplante Programm in Tibet hinderte uns daran. Aber wir sind sehr zufrieden mit unseren beiden Zimmern bzw. mit der Lage. Es liegt etwas abseits der Hauptstraßen, versteckt in einem Innenhof. Zu dem Gästehaus gehört auch ein kleiner Garten mit vielen Bäumen und Blumen, geschmückt mit Gebetsfahnen. Im Garten bekommen wir jeden morgen sogar ein kleines Frühstück mit Kaffee, Tee, Toast, Omelett und Bananenporridge serviert. Unsere Zimmer sind spartanisch eingerichtet, nicht ganz sauber, aber perfekt zum ins Leben zurückzukehren. :)

Den Bankautomaten in Kathmandu könnte man auch mal etwas mehr Leben einverleiben. Um unsere Trekkingtour bezahlen zu können, ist unsere Lieblingsbeschäftigung gerade, den verschiedensten Bankautomaten täglich einen Besuch abzustatten. Viele Bankautomaten geben einfach mal gar kein Geld, bei anderen ist es ein Glücksspiel, wieviel der Automat gibt. Wir haben auch schon eine Quittung, auf der ein viel geringerer Betrag steht, als wir eigentlich ausgezahlt bekommen haben. Bevor die Automaten das Geld ausspucken, ratteren sie auch auffällig lange als würde das Geld nochmal von Hand gezählt werden.

Die Laundry-Services funktionieren hier dafür um einiges besser. Davon gibt es in Kathmandu unendlich viele. Hier kann man für wenig Geld viel Wäsche waschen lassen (1 Kilo ca. 1€). Wir brachten gleich 3 Kilo Wäsche zum Waschen. In den letzten 3 Woche mussten wir fleißig mit der Hand waschen, denn in China scheint das noch eine Marktlücke zu sein. Einen Wäscheservice bzw. Waschsalon gibt es dort nämlich nicht. In besseren Hotels kann man zwar Wäsche zum Waschen abgeben, jedoch muss man dann pro Wäschestück ca. 1€ bezahlen. Da könnt ihr euch ja vorstellen, wie teuer ein kleiner Beutel Schmutzwäsche ist. Falls ihr also mal längere Zeit nach China fahren solltet, nehmt euch entweder viel Geld oder Reisewaschmittel und eine Wäscheleine mit. Diese hatte zum Glück in Berit´s 9,3 kg leichten Rucksack Platz gefunden. 

Morgen geht es los, zu der von Berits Papa sehnlichst gewünschten 7-tägigen Trekkingtour "Mount Everest Short Trip". Wir fliegen von Kathmandu nordöstlich nach Lukla. Von Lukla hat der Ein- oder Andere vielleicht schon mal gehört. Der Tenzing-Hillary Airport gehört zu einen der gefährlichsten Flugplätzen der Welt. Die Landebahn ist sehr kurz, geht bergauf und ist am Ende durch eine Schlucht, am anderen durch eine Bergwand begrenzt. Das lässt das Herz von Berits Papa höher schlagen. Wir hoffen, dass er nicht noch auf die Idee kommen wird, den Mt. Everest zu besteigen. So wird es morgen um 5 Uhr in der Früh losgehen. Mitgehangen, mitgefangen. Unsere beiden kleinen Rucksäcke stehen bereit. Wir sind es noch nicht ganz.

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